Wieder mehr auf Forschung besinnen

Dafür weniger Kulturveranstaltungen anbieten – Förderverein will sich neu ausrichten

AllianzwappenBogen/Oberalteich. (erö) Die Auflösung ist jetzt wohl abgewendet: Der Förderverein für Kultur und Forschung Bogen-Oberalteich, 1995 auf Initiative von Dr. Rudolf Gehles und vielen Interessierten gegründet, wird wohl weiterbestehen. Sinkende Besucherzahlen, vor allem bei hochklassigen, anspruchsvollen Konzerten und Vorträgen, machten eine Neuausrichtung des Vereins notwendig, betonte Vorsitzender Dr. Dionys Daller, der von seinem Amt zurücktrat.

Nachdem sich zunächst kein Nachfolger fand, gab es bei der vorgezogenen Mitgliederversammlung im Kulturforum eine überraschende Wende: Dr. Thomas Späth wird sich unter bestimmten Voraussetzungen als Vorsitzender zur Verfügung stellen. „Allerdings will ich die Rückbesinnung bereits vor Neuwahlen kommunizieren und dies muss von allen auch getragen werden“, so Späth. Der Verein hat sich die Förderung von Kultur und Forschung auf die Fahnen geschrieben und den ehemaligen Salzstadel in Oberalteich mit Leben erfüllt.

Daller schilderte die gegenwärtige Situation: Zur Zeit der Vereinsgründung habe es einen Mangel an kulturellen Veranstaltungen in der Region gegeben. Das dank des Kulturvereins inzwischen große Angebot im Kulturforum direkt vor Bogens Haustür habe ihn 2000 dazu bewogen, sich in Bogen niederzulassen und 2010, zusammen mit seiner Frau Tatjana, den Vorsitz des Vereins zu übernehmen. Die Organisation der zahlreichen Veranstaltungen und Exkursionen mit bedeutenden Künstlern und Rednern sei allerdings mit einem gewaltigen Aufwand verbunden gewesen. Seitdem hätten die größer werdende Vielzahl an kulturellen Veranstaltungen, auch von kommerziellen Anbietern, die Besucherzahlen sinken lassen. Vor diesem Hintergrund wolle er Platz machen für einen Wandel. „Diese Form des Kulturvereins hat sich überholt“, sagte Daller und sprach der Vorstandschaft, allen Helfern und den unverzichtbaren Sponsoren seinen Dank aus. Der Kulturförderverein hat zurzeit 329 Mitglieder.

„Überraschungsfund“ bei Grabungen in Furth

Der Abend hatte mit einem Musikstück, diesmal mit der „Pathétique“ von Ludwig van Beethoven, einfühlsam vorgetragen von Dionys Daller, begonnen. Dem schloss sich ein Kurzvortrag von Kreisarchäologe Dr. Ludwig Husty an, der über die neuesten Erkenntnisse seiner Ausgrabungen im Bereich der Erweiterung eines Further Verbrauchermarktes berichtete. Verfärbungen im Boden hätten Hinweise auf Siedlungstätigkeit aus der Bronzezeit gegeben, Reste von Gefäßscherben, Keramik und sogar von Metall hätten dies bestätigt. Erosion und eine landwirtschaftliche Bewirtschaftung hätten vieles zerstört. Sicher sei, dass sich hier eine kleine Siedlung mit Häusern in Holzbauweise befunden habe als Verbindung zwischen Donau und Vorwald. „Hier hat sich schon um 1500 bis 1100 v. Chr. einiges zugetragen. Ein Überraschungsfund“, sagte Husty.

In Abwesenheit von Thomas Späth trug Daller das Anliegen des voraussichtlich neuen Vorsitzenden vor. Die Entwicklung der vergangenen Jahre habe gezeigt, dass das Angebot des Vereins mit einem exquisiten Musikangebot und Vorträgen über Geschichte nur noch subsidiär bereitgestellt wurde. Ein Rückgang der Besucherzahlen sei die Folge gewesen. Damit habe der Verein einen seiner Zwecke, die Förderung der Kultur, übererfüllt. Dies sei aber laut Satzung nur eines der vorgesehenen Ziele. Späth schlage eine Rückbesinnung auf die ursprünglichen Intentionen vor, so Daller. Dazu zählten die Förderung der Erhaltung, die Instandhaltung und Nutzung der Klosteranlage Oberalteich, die Zusammenarbeit mit der Universität Regensburg im Zusammenhang mit den Ausgrabungen am Bogenberg sowie der archäologischen Forschung in diesem Raum, die Förderung von Kontakten zwischen Vertretern des geistigen und kulturellen Lebens, die Ansiedlung weiterer kultureller Einrichtungen sowie die Vermittlung von Forschungsergebnissen an die interessierte Öffentlichkeit, besonders an Schulen und anderen Bildungseinrichtungen.

Mannschaft mit Vertretern vieler Bereiche bilden

Um diese Ziele zu erreichen, will Späth eine Mannschaft mit Vertretern aus Kirche, Landratsamt und Gemeinde sowie Bildungseinrichtungen und Interessierten bilden. Dazu sei die Unterstützung aller Mitglieder und Interessierten notwendig. Dabei spreche sich Späth für eine Reduzierung der kulturellen Veranstaltungen aus.

Mitgliederversammlung entscheidet Ende März

Der Kassenbericht von Schatzmeister Dr. Martin Kreuzer wies ein leichtes Minus für 2017 aus; dank einer trotzdem guten Kassenlage habe man Kunstprojekte im Landkreis sponsern können. In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung soll bis Ende März eine neue Mannschaft gefunden oder über die Auflösung des Vereins abgestimmt werden. In diesem Fall geht das Vereinsvermögen treuhänderisch an den Landkreis. Die Ausrichtung könne eine neue Chance für den Verein sein, betonte Daller, „ein neues Aktionsfeld, auch im Hinblick auf die Bemühungen der Stadt Bogen, für Oberalteich ein Heimat-Archivzentrum zu bekommen“. Hier schaltete sich Landrat Josef Laumer ein und appellierte an die Mitglieder, die Bemühungen von Thomas Späth zu unterstützen. Nach 23 Jahren des erfolgreichen Bestehens sollte der Verein weitergeführt werden, betonte Laumer.

pdfZeitungsbericht: Wieder mehr auf Forschung besinnen