Vortrag über den Baierweg

Oberalteich: Der böhmisch-bayerische Fernweg ist älter als sein Name
Prof. Dietrich Manske

(erö) Dass der Baierweg, ein vor- und frühgeschichtlicher Fernweg von Nordwestböhmen an die Donau, schon in spätneolithischer Zeit bestand, zeigte Professor Dr. Dietrich J. Manske, emeritierter Professor für Regional- und Kulturgeografie an der Uni Regensburg, beim Vortragsabend im Kulturforum Oberalteich auf. Interessant auch die Tatsache, dass das ostbayerische Grenzgebirge bereits in dieser Zeit bis in Höhen von 750 bis 800 Metern von einer halbnomadisch wirtschaftenden Bevölkerung als Weide und Waldweide genutzt wurde. „Dieses Gebiet war wohl zu keiner Zeit ein undurchdringliches Waldgebirge“, so Manske.

Manske beschäftigte sich zunächst mit dem Verlauf der Route, die nicht auf das heute noch sogenannte Altstraßenstück zwischen Viechtach und Sankt Englmar beschränkt war. Annahmen, dass der Weg von Prag nach Rom führte, seien allerdings nicht haltbar. In Sankt Englmar spaltete sich die Route in einen Südost- und einen Südwest- Ast auf und verzweigte sich weiter südlich in mehrere Trassen. Die Benutzer gingen zu Fuß und mieden daher Umwege. Als Transportgut wäre böhmisches Kupfer und Silber gegen bayerisches Salz denkbar, wie Josef Fendl vermute, sagte Manske. Typische Wegbegleiter dieser Altstraßen seien Flur- und Wegkreuze, weithin sichtbare Bäume, gemauerte Martern und Kirchenpatrozinien gewesen. Galgenberge sollten als Abschreckung dienen. Überraschend sei die Vielzahl von vor- und frühgeschichtlichen, archäologischen Funden entlang der Route wie Hufeisen, Pfeilspitzen oder Teile einer Urne, schilderte Manske. „Diese Funde säumen in auffälligerweise alle Trassen des Baierwegsystems und beweisen, dass dieser Raum mindestens seit dem Spätneolithikum begangen worden ist.“ Es entwickelte sich ein Saumweghandel über größere Entfernungen, zunächst per Fuß, später mit zweirädrigen Wagen.

Windgeschützte Quellmulden mit frischem Wasser dienten als Rastplätze und entwickelten sich später zu Etappenorten. Am Beispiel Meinstorf, wo Tonscherben der Schnurkeramik aus der Zeit von 2800 bis 2600 vor Christus gefunden wurden, machte Manske deutlich, wie aus einer Quellmuldenlage ein Etappenort zur Versorgung der Fernreisenden wurde.

Manske ging noch einmal auf den Namen „Baierweg“ ein, der frühestens in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts nach Christus entstanden sein kann. Damit ist der Fernweg wesentlich älter als sein Name.

Abschließend ging er auf die zeitliche Zuordnung der Baierweg-Äste im regionalgeschichtlichen Zusammenhang und die Reduzierung des Namens auf den Abschnitt Viechtach- Sankt Englmar ein. Ende des 10., Anfang des 11. Jahrhunderts habe schließlich das römische Straßennetz seine Bedeutung verloren und neue Bezugspunkte entstanden. Der Südwest-Ast über Windberg sei wichtiger geworden.

Für schwierige Streckenabschnitte seien Umgehungstrassen gefunden und weniger beschwerliche Routen befahren worden. Der Fernverkehr habe sich in die Stallwanger und Cham-Further Senke verlagert.

 Zeitungsbericht: Vortrag Prof. Manske