Ein besonderer Tangoabend

Pressebild Trio del mar vom 04052013
Bild: Mit konzertantem Tango begeisterte das Trio Del Mar und Ava De Araujo Madureira, Maharani Chakrabarti und David Hausdorf seine Zuhörer. (Foto: erö)

Eroberte im 19. Jahrhundert der Dreiviertel-Takt, manifestiert im Wiener – Walzer, Europa, so der Zweiviertel-Takt Lateinamerika, namentlich der Samba Rio de Janeiro, Sao Paulo, Bahia und in Argentinien der Tango. Etabliert war der Tango vor allem am Rande der Gesellschaft in Hafenvierteln von Buenos Aires. Salonfähig wurde er erst im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts, nachdem dieser Tanz auch in Europa bekannt geworden war.

Ein ganzer Konzertabend von Trio del Mar war im Kulturforum Oberalteich dem Tango vorbehalten. Keine Tanzveranstaltung, vielmehr Tango auf kammermusikalischer Ebene. Das „Trio del Mar“, bestehend aus Maharani Chakrabarti, Klavier, Ava de Araujo Madureira, Violine und David Hausdorf, Violoncello, eröffneten dem Publikum einen bisher weitgehend unbekannten Aspekt auf diese Art Musik; fernab von, ansonsten mit dem Begriff Tango assoziiertem südländischen Temperament. Dies lag nicht nur in der Natur der verwendeten klassischen Kammermusikinstrumente begründet, sondern besonders auch in der Herausarbeitung der sinnlich – melodiösen Facetten besonders des Tango nuevo. Da es sich bei Tango, jedenfalls hier in Europa, abgesehen von der reinen Tanzmusik, doch mehr um ein Spezialgebiet handelt, waren die Ausführungen von Maharani Chakrabarti als Einführung zu den Stücken hilfreich und informativ.

Flöte, Geige, Gitarre und Bandoneon, eine Ziehharmonika ähnliches Balginstrument, sind die Instrumente des traditionellen Tango. Astor Piazolla, verwurzelt in der Musik Südamerikas und auch in der Welt des Jazz, ausgebildet in europäisch – klassischer Musik kreierte eine neue Form des Tangos, den Tango nuevo losgelöst von Tanzmusik. Trotz starker Einflüsse europäischer Barockmusik über die Klassik bis zur Moderne und natürlich Elementen des Jazz, darf der Tango nueovo keinesfalls als willkürliches Konglomerat dieser Stilrichtungen missverstanden werden, vielmehr schuf Piazzola einen wirklich neuen = nuevo – Tango mit mehreren Themen, die ähnlich einer Durchführung im klassischen Sonatensatz miteinander verwoben werden und mit langsamen, sinnlich – cantillenen Teilen.

War der erste Teil des Konzertes vorwiegend dem traditionellen Tango gewidmet, so waren die „Four Seasons“ von Astor Piazzola der Höhepunkt des Abends im Kulturforum, veranstaltet durch den Förderverein für Kultur und Forschung Bogen-Oberalteich. Allbekannt die „Jahreszeiten“ von Antonio Vivaldi. Den Geist Vivaldis spürt der Hörer besonders im 1. Satz, dem „Frühling“ in Piazzola „four Seasions“. Stimmungsbilder, das Lebensgefühl in Buenos Aires beschreiben besonders die Teile „Herbst“ und „Sommer“, dessen drückend – lähmende Hitze in dieser Musik geradezu spürbar wird.

Die Besucher des Kulturforums erlebten einen Tangoabend der besonderen Art dessen Gewicht auf dem „Tango nuevo“ lag, dem Tango, der ihn weit über Tanzmusik erhob.

Theodor Auer

pdfZeitungsbericht: Trio del Mar