Der "Tölzer Knabenchor" begeisterte in Oberaltaich


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Er ist eine feste Konstante in der Musikwelt, gefeiert national und international, verewigt auf zahllosen Schallplatten und CD's: Der "Tölzer Knabenchor". Wer sich auf dem Terain des Musiklebens nur etwas auskennt weiß, dass hier nichts rein gar nichts geschenkt wird, schon gar nicht Erfolg. Strenschnuppengleich leuchten zwar viele Solisten, Orchester oder Chöre für kurze Zeit auf - bleibende Beliebtheit auf den Bühnen der Welt muss jedoch andere Voraussetzungen haben als nur technisch gute Instrumentenbeherrschung oder schöner Gesang. Der Gesangspädagoge und Dirigent Professor Schmidt-Gaden, enger Mitarbeiter von Carl Orff, betrat 1956 in der Gesnagsausbildung und Stimmbildung vor allem junger Menschen. Er und sieben weitere Chorleiter formten das Terain und formen, aufgeteilt in vier Chöre, Klangkörper die zu absoluten Elite weltweit zählen, dies trotz der alterbedingt unvermeidlichen Fluktuation der jungen Sänger.

Die Verantwortlichen des Kulturforums Oberaltaich, allen voran Dr. Dionys Daller, sind zu beglückwünschen, die Elite des Tölzer Knabenchores, den Kammerchor, für das Weihnachtskonzert in der Klosterkirche Oberaltaich gewonnen zu haben. Keine Frage, selbstverständlich war die Basilika bis zum letzten Platz gefüllt! Keine Frage auch, dass der "Tölzer Knabenchor" seinen Ruf auch in diesem Konzert alle Ehre machte. Nur zwei Konzerte dirigierte Professor Schmidt-Gaden in diesem Advent persönlich: Im Herkulessaal der Residenz München und in Oberaltaich! Sowohl Solisten, als auch die Gesamtheit des Chores zeichneten sich durch makellose, reinste Stimmen aus, verbunden mit enormer Musikalität und interpretatorischer absoluter Sicherheit in allen Stilrichtungen des dargebotenen Repertoires. Stilrichtungen, wird nun der Konzertbesucher fragen? Standen nicht alle Lieder unter dem Begriff "Alpenländische Weihnacht"? Stimmt, doch umfasst "Alpenländisch" viele ethnologisch als auch musikgeschichtlich unterschiedliche Regionen. So klingt Oberbayerische Musik logischerweise anders als Musik aus Südtirol, salzburgerische anders als kärtnerische, Lieder aus der Steiermark anders als aus München-Giesing.

Was dei "Tölzer" darboten hatte nichts gemein mit volksdümmlichen Weihnachtsmarktgedudel, es war echte, alte Musik wie sie im Herzen der Bevölkerung und in Archiven überlebte. In 25 Stufen erklomm der Tölzer Knabenchor den Weg, angefangen von den alttestamentlichen Prophezeiungen, Verkündigung an Maria, der Herbergssuche, dem Engelserscheinen der Hirten bis an die Krippe in Bethlehem, durch die Sogwirkung ihres Gesanges die Konzertbesucher mit sich ziehend. Die gesamte Bandbreite, von zartem piano bis zum expressiven Forte im "Mürztaler Engelruf" schritt der Chor ab, stets auf die Reinheit der Stimme bedacht. Auch ohne Renaissance- und Barockpolyphonie vermochte der Kammerchor des "Tölzer Knabenchores" restlos zu überzeugen.

Theo Auer