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GROß WAR DIE MUSIKALISCHE BANDBREITE, die das niederbayerische Kammerorchester im Kulturforum in Oberalteich absolvierte: beschwingt leichte Musik aus der Feder der „Strauß-Dynastie“ über Verdi und Mozart bis zum Höhepunkt des Abends, Ludwig van Beethoven. (Foto: erö)





Fulminanter Jahresbeginn

Wie ließe sich das neue Jahr besser beginnen: Eine hübsche, junge Dame, die mit Goldkehlchen bekannte, immer wieder gern gehörte Lieder und Arien singt, ein Orchester mit einem Dirigenten, welchen die Freude und Lust am Spiel anzusehen und anzuhören ist und ein Pianist, der beim Erklimmen der Karriereleiter weit oben steht und mit einem Glanzpunkt der Klavierliteratur aufwartet! Die Besucher im vollbesetzten Kulturforum Oberalteich konnten diesen fulminanten Jahresbeginn mit Begeisterung erleben, die am tosenden Applaus abzulesen war. Olivier Tardy, langjähriger, gern gesehener Gast im Kulturforum dirigierte mit dem ihm eigenen Elan, verbunden mit Feinfühligkeit und vermochte das niederbayerische Kammerorchester, bestehend aus größtenteils bekannten Künstlern aus Straubing und weiterer Umgebung, zu höchster Leistung zu führen, was jedoch für jemanden, der dieses Orchester kennt, nicht verwunderlich war. Groß die musikalische Bandbreite, die das niederbayerische Kammerorchester absolvierte: beschwingt leichte Musik aus der Feder der „Strauß-Dynastie“ über Verdi und Mozart bis zum Höhepunkt des Abends, Ludwig van Beethoven. Stets stand Exaktheit und schöner, kammermusikalischer Klang, der jedoch bei aller detailverliebter Durchhörbarkeit niemals „dünn“ wirkte.

Eine glückliche Entscheidung, die junge Sopranistin Bele Kumberger für dieses Neujahrskonzert zu gewinnen. Mit welch fröhlicher Ausgelassenheit sang die Künstlerin das "Schwipslied“ aus der Operette „Eine Nacht in Venedig“ von Johann Strauß, mit einem (leeren) Sektglas in der Hand. Etwas ernster aus Guiseppe Verdis Rigoletto, die Arie der Gilda, in, für Mozart-Arien typischer Klanggestaltung, „Saltro 'che lacrime“ aus Titus. Schöner Belcantogesang „O mio babbino caro“ von Giacomo Puccini mit genussvoller Begleitung von Streichern und Harfe. Einen interpretatorischen Leckerbissen schenkte Bele Kumberger als Zugabe: „Meine Lippen die küssen so heiß“, schade, dass der Rezensent seinen Platz nicht auf der Bühne hat!

Das Klavierkonzert Nr. 5 Es-Dur op. 73, ein Glanzpunkt im Schaffen Beethovens, bildete den Höhepunkt des Konzertes im Kulturforum Oberalteich. Elementare Energie, der Beginn des 1. Satzes: Ein Akkord des vollen Orchesters in Tonika, Subdominante und Dominante, dreimal eine überaus kraftvolle Kadenz durch den Pianisten. Nach einem aufwärtsstürmenden chromatischen Lauf eröffnet der Pianist ruhig, in Piano, das Hauptthema. Feierlich, in sich gekehrt, das Adagio un poco moto durch die Streicher, in das der Pianist mit größter melodischer Ausdruckskraft einstimmt. Fast unbemerkt geht des „H“ des Fagotts in das „B“ der Hörner über, welches nach leisem Übergang das Klavier in einem großartigen Solo zu Beginn des Hauptthemas des Schlusssatzes aufnimmt. Dies alles ist gespickt mit höchsten pianistischen Schwierigkeiten, die Gerold Huber jun. so perfekt meisterte, als handelte es sich um einfachste Klavierübungen. Welches Können ist erforderlich, diese Klippen mit solcher Selbstverständlichkeit zu meistern! Doch es wäre absolut einseitig, die pianistische Kunst Gerold Hubers auf das Technische zu beschränken. Noch höheren Stellenwert hatte die musikalisch-schlüssige, bis ins Detail durchdachte Interpretation des gesamten Werkes, verbunden mit brillantem und höchst feinsinnigem Anschlag, der diesem Klavierkonzert sein ihm innewohnendes Spannungsfeld

zwischen lyrisch-feierlichem Pianogesang und unbändiger Expressivität verlieh.

Theodor Auer

 Zeitungsbericht: Neujahrskonzert 2011