Ein großes Talent

Pressebild Alexander Maria Wagner
Einen interessanten Klavierabend bot Alexander Maria Wagner im Kulturforum Oberalteich. (Foto: erö)


Das darf doch nicht wahr sein! Da wagt sich ein 16-Jähriger an eines der sowohl spieltechnisch als auch in seinem architektonischen Aufbau und seinem geistigen, ja mystischen Inhalt anspruchsvollsten Klavierwerke der Klaviergeschichte. Gewiss, die enormen technischen Anforderungen können von einem entsprechend begabten Jugendlichen mit großer Übung gerade noch bewältigt werden, aber der Sonate in h-Moll von Franz Liszt jenen philosophischen Tiefgang zu geben, aus dem diese Komposition lebt, ist doch mehr Pianistengrößen mit jahrzehntelanger intensiver Beschäftigung mit dem Metier Klavierkunst und Hermeneutik vorbehalten.

Mit diesem, durchaus begründeten Vorurteil besuchte der Rezensent das Konzert von Alexander Maria Wagner im Kulturforum Oberalteich. Doch am Ende der h-Moll-Sonate fiel mir, wie man in salopper Umgangssprache so schön sagt, die Kinnlade runter: Das gibt es doch nicht, dass ein Domspatzen-Gymnasiast aus Cham diese anspruchsvollste Sonate, vor der selbst altgediente Klavierkünstler kapitulieren, mit solcher Perfektion, mit solchem, die harmonischen Strukturen erfassenden und mit Geist beseelenden Durchblick bewältigen kann, das Ganze verbunden mit Klangschönheit des Anschlags und wohldosierter Emotion!

In Japan die Atomkatastrophe, vor 25 Jahren Tschernobyl. Ein aktuelles Thema, doch kann man über den Titel einer Klavierkomposition „Die Kinder von Tschernobyl“ durchaus streiten. Nicht jedoch über die Qualität dieser Komposition von Alexander Maria Wagner, die Anlass zu größter Hoffnung auf eine Komponisten-Karriere gibt. Der formale Aufbau dieses Werkes ist von Logik geprägt und in sich harmonisch geschlossen. Wie durchaus in dem jugendlichen Alter des Komponisten zu erwarten gewesen wäre, absolut kein fortissimo-Sturm- und Drang-Monstrum, vielmehr behutsam – leise mit feinen Nuancen, im Bass jedoch kräftig, voller Emotionalität. Wieso im Anschluss an diese empfindsame Komposition von Alexander Maria Wagner unbedingt George Gershwin folgen musste, ist nicht ganz klar, wahrscheinlich sollten die drei Preludes zur auflockernden Entspannung dienen.

Auf jeden Fall hat das Kulturforum Oberalteich mit seinem Vorsitzenden Dr. Dionys Daller mit dem neuen Bereich, Nachwuchskünstler zu fördern, mit dem jungen Komponisten und Pianisten Alexander Maria Wagner einem großen Talent, von dem sicher in Zukunft viel zu hören sein wird, die ersten Schritte auf die Bühne ermöglicht.

Theodor Auer

 Zeitungsbericht: Klavierkonzert mit Nachwuchskünstler Alexander Maria Wagner