Liederabend mit Andrea Oswald


Andrea Oswald mit Siwoung Song - 1

Immer wieder ziehen die Verantwortlichen des Fördervereins für Kultur und Forschung Bogen-Oberalteich unter ihren Vorsitzenden Dr. Dionys Daller echte "Schmankerl" an Land. Zu diesen Leckerbissen in Sachen Musik gehört auf jeden Fall der Liederabend mit der Sopranistin Andrea Oswald und dem Bariton Siwoung Song im sehr gut besuchten Saal des Kulturforums. Andrea Oswald konnten Freunde erlesener, kultivierter Gesangskunst schon mehrmals in Straubing hören, so im Rittersaal zusammen mit der Kammersängerin Professorin Sima. Bereits bei diesem ersten Konzert fiel die in Wien studierende gebürtige Straubingerin durch ihre sehr schöne Stimme und ihr musikalisches Einfühlungsvermögen auf. Im Vergleich zu damals ist in ihrem Liederabend im Kulturforum ihre Stimme noch geschmeidiger, ihre emotionale Ausdrucksfähigkeit noch intensiver geworden.

Kernpunkt des Liederabends in Oberalteich waren Liedvertonungen von Franz Schubert, Robert Schumann, Claude Debussy und Hugo Wolf. Alles Komponisten, welche den tiefen Sinn der Gedichte von Goethe, Heinrich Heine, Brentano, ihre verschiedenen Ebenen, Romantik auf der einen, psychologische Tiefenschau und auch Sarkasmus (Heine) auf der anderen Seite voll erfassten und in Musik umsetzten. Wobei insbesondere der Klavierpart von hoher Aussagekraft ist. Mit Volker Nemmer hatte Andrea Oswald mehr als einen "Klavierbegleiter", vielmehr einen Pianisten, der durch sein durchdachtes Spiel mit all seinen Phrasierungen das Unausgesprochene, den Text zwischen den Zeilen offenbarte. Neben den Vertonungen von Heinrich Heine durch Robert Schumann waren sichelich Claude Debussys "Clair De Lune" aus den Fetes Galantes, Aquarelles No. 1 aus Ariettes Obliees ein Höhepunkt des Abends. Mit noch tieferem Gefühl, verbunden mit klarster französischer Aussprache und kultivierter Stimme kann man diese musikalischen Preziosen nicht singen! Doch Andrea Oswald beherrscht auch die fröhlich leichte Seite: Robert Stolz, den letzten der Wiener Operetten-Dynastien mit seinen "Im Prater blüh'n wieder die Bäume" und "Mein Liebeslied muss ein Walzer sein", sang die junge Künstlerin mit der Beschwingtheit, die diesen Ohrwürmern eigen ist. Ein Hinweis auf die Bandbreite und das rasche "Umschalten" vom schwierigen Kunstlied zum leichtfüßigen Metier.

Das gibt es doch nicht! Ein Süd-Koreaner, in Seoul geboren, singt Lieder aus Schuberts "Winterreise" in so völlig akzentfreiem Deutsch, dass er sich von keienm bei uns Gebürtigen unterscheidet! Außer: Er singt wesentlich besser als gar mancher einheimische Bariton. So eine weiche, überaus melodische Stimme hört man selten! Eine Stimme, die jedoch nicht in Wohlklang stecken bleibt, sich in der Schönheit des Gesanges selbst genügt, sondern die auch zu aufwühlenden dramatischen Steigerungen fähig ist. Andrea Oswald und Siwoung Song, zwei Künstler, die zu großer Hoffnung auf Karriere Anlass geben.

Theodor Auer
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