Domspatzen in Oberalteich

Zeitungsbild der Regensburger Domspatzen
Bild: Die Domspatzen begeisterten die Besucher in der Klosterkirche Oberalteich. (Foto: erö)

„Heute kommen die richtigen Domspatzen“, sagte eine Besucherin am Eingang der Klosterkirche Oberalteich. „Gibt es auch falsche“, antwortete ich? Gemeint hatte die Dame, dass es dieses Jahr dem Förderverein für Kultur und Forschung Bogen-Oberalteich mit seinem Vorsitzenden Dr. Dionys Daller gelungen war, den Konzertchor der Regensburger Domspatzen unter seinem Leiter, Domkapellmeister Prof. Roland Büchner, zum Weihnachtskonzert nach Oberalteich zu holen. Die Domspatzen bestehen aus mehreren Chören, der Konzertchor aber ist es, der die großen Auslandstourneen bestreitet, den Ruf Regensburgs in der ganzen Welt verbreitet.

„Tochter Zion, freue dich“ aus dem Oratorium Judas Maccabäus von Georg Friedrich Händel, „Es ist ein Ros‘ entsprungen“, aus dem frühen 17. Jahrhundert von Michael Praetorius, „Fröhliche Weihnacht“ von Franz Biebl, Weihnachtslieder, landauf, landab hundertmal gehört. Hierzu braucht es keine Domspatzen, dachte der Rezensent! Oder doch? Wie dieser Chor diese allbekannten Lieder interpretierte, so hatte ich sie noch nie gehört: Chorgesang auf höchstem Niveau mit frappierender Homogenität der Stimmen, bis ins kleinste Detail aufeinander abgestimmt. Unterstützt von der großartigen Akustik der Basilika, die die filigranen Abstufungen der Dynamik nicht verwischte, sondern unterstrich, sangen die Domspatzen mit großer Intensität und dem Kirchenraum angemessener, nie übertriebener Lautstärke.

Natürlich steckt im musikalischen Können des Konzertchores der Regensburger Domspatzen viel mehr: Polyphonie in Vollendung mit bis zu acht-stimmigen Kompositionen alter Meister, wie Jacobus Gallus (1550 – 1591), „Veni Domine“ und Heinrich Schütz (1585 – 1672) mit dem sechsstimmigen Chorsatz „Tröstet mein Volk“, gesungen mit größter Präzision der Einsätze und deutlichster Artikulation. Ein gewaltiger Sprung, nicht nur musikgeschichtlich, vor allem in der stilistischen Ausdrucksweise, wenn auch mit Anlehnungen an die Renaissance und des Barock die weihnachtlichen Kompositionen der Romantik. Felix Mendelssohn – Bartholdy (1809 – 1847) mit dem vierstimmigen „Wie schön leuchtet der Morgenstern“, „Lasset uns frohlocken“, ein achtstimmiger Chorsatz. Der Zeitsprung von 300 Jahren, für die Domspatzen kein Problem! Interessant die Gegenüberstellung, „Resonet in laudibus“ von Jacobus Gallus, mit dem gleichnamigen Werk des zeitgenössischen Komponisten Chester L. Alwes: Auf selben Wurzeln fußend, eine völlig andere Musiksprache, wobei die musikalische Deutung durch Cester L. Alwes noch berührender und intensiver als des 16. Jahrhunderts war. Ein Solo mit Klavierbegleitung von Johann Sebastian Bach „Ich steh an deiner Krippen hier“ und zwei Duette, ebenfalls mit Klavierbegleitung, eines aus Schlesien und „Freu dich Erd - und Sternenzelt von Hermann Schroeder aus dem 20. Jahrhundert legten Zeugnis ab von der kultivierten Stimmbildung der Regensburger Domspatzen.

Ein informatives Programmblatt, welches nicht nur die Stücke des Konzertes in der vollbesetzten Klosterkirche zu Oberalteich aufzählte, sondern auch die Texte und Übersetzungen aus dem Lateinischen beeinhaltete, rundete einen Konzertabend ab, der die Besucher voll begeisterte.

Theodor Auer

pdfZeitungsbericht: Domspatzen in Oberalteich