Hohes Niveau

Oberalteich: Zuschauer begeistert

Florian Trübsbach am SaxofonFlorian Trübsbach begeisterte am Saxofon. (Fotos: erö)

„Ein toller Anfang des neuen Jahres“, war der Kommentar einer Besucherin des Neujahrskonzertes des Fördervereins für Kultur und Forschung Bogen-Oberalteich. Dieser Beurteilung ist nichts hinzuzufügen. Vom Fürstenhof in Köthen bis nach Buenos Aires reichte die Bandbreite der Musik im vollbesetzten Saal des Kulturforums. „Was nie sich fügt, lässt sich nie zusammenschweißen“, sagt Mime in Wagners Ring des Nibelungen beim Versuch, Siegfrieds Schwert aus zerschlagenen Trümmern zu schmieden.

Gelingt es Gerold Huber sen. als musikalischem Leiter und Dirigenten des Niederbayerischen Kammerorchesters, Unvereinbares zu einem Ganzen zu fügen? Weder über die seit Jahrzehnten allbekannte hohe Kompetenz in Sachen Musik Gerold Hubers noch über das hohe musikalische Niveau des Niederbayerischen Kammerorchesters braucht diskutiert zu werden. Doch Bach und Piazzolla, Brubeck und Manuel Infante in einem Konzert miteinander zu verbinden, dazu gehört Mut! Ein Kalkül, das sei vorweggenommen, das zur Begeisterung des Publikums aufging.

Man muss den Titel dieses Konzertes betrachten: Neujahrskonzert. Ein solches Konzert soll kein musikgeschichtliches Kompendium, keine Abhandlung über die stetige Erweiterung der Harmonik über Jahrhunderte hinweg, sondern ein beschwingt-mitreißender, aber keinesfalls seichter Sprung in das unbekannte Gewässer der Zukunft 2014 sein – nicht sorgeneinflößend, vielmehr freudig das Leben bejahend. Diese Prämisse erfüllten das Niederbayerische Kammerorchester und die Solisten voll und ganz.

Mit Daniela Rapps und Stefan Mutz konnten zwei Künstler gewonnen werden, welche dem 4. Brandenburgischen Konzert BWV 1049 von Johann Sebastian Bach mit ihren weich und melodisch gespielten Querflöten jene höfische Eleganz verliehen, prachtvoll gepaart mit der virtuosen Geigenkunst von Svetosar Anatchkov. Harmonisch fügte sich das ausdrucksvolle Cembalospiel von Stefan Seyfried in die Gesamtheit des Brandenburgischen Konzertes; der filigrane Ton des Cembalos wurde in keiner Passage, wie leider anderorts oft gehört, vom Orchester zugedeckt. Zu Grunde liegt dem Konzert für 2 Cembali BWV 1060 ein Konzert für 1 Cembalo und Oboe d’amore. Meisterhaft, wie die Oboe durch eine Klarinette ersetzt wurde, ebenso meisterhaft wie Florian Trübsbach, der sich sowohl durch Virtuosität als auch durch gefühlvolle Spielweise vor allem im überirdisch-anmutenden Gesang der Klarinette, begleitet von gezupften Celli, in die Gefühlswelt der Hörer spielte.

Susanne Anatchkova und Siegfried MauserSusanne Anatchkova und Siegfried Mauser zeigten sich als Meister an zwei Klavieren.

Nicht nur die Klarinette, auch das Saxophon beherrscht Florian Trübsbach mit Vollendung: Mit Erwin Schulhoffs stark Jazz – angehauchtem Teil aus der „Hot – Sonate“ in einer Bearbeitung von Gerold Huber lotete Florian Trübsbach den kaum für möglich gehaltenen Tonumfang seines Saxophons aus. Zwei Klaviere hört man relativ selten, noch seltener wenn diese von zwei so hervorragenden Künstlern wie Susanne Anatchkova und Professor Siegfried Mauser gespielt werden: Perfektes Zusammenspiel der Ausnahmepianisten im bekannten „Liber – Tango“ von Astor Piazzolla.

Noch einmal war das gleiche Stück als Zugabe zu hören, diesmal mit Florian Trübsbach und seinem Saxophon. Zweimal dasselbe und doch in der Klangcharakteristik so verschieden! Welchen Elan, welchen Schwung brachten Professor Mauser und Susanne Anatchkova in den Saal. Tänzerisch auf seiner Violine und mit dem Niederbayerischen Kammerorchester gestaltet der cantillene Mittelteil von Nino Rotas „Improvisio un diavolo sentimentale“.

Susanne Anatchkov zeigte in diesem Stück die gefühlvolle, zarte Seite ihres pianistischen Könnens. Dave Brubeck, der große Meister des Jazz, allen bekannt durch sein „Take five“, beendete mit „A la Turk“ aus seinen „Points on Jazz“ ein Neujahrskonzert, welches die Besucher, die ins Kulturforum Oberalteich gekommen waren, ob der Leistungen des Niederbayerischen Kammerorchesters, der musikalisch – virtuosen Kunst der Solisten und der Kontraste der Programmzusammenstellung durch Gerold Huber sen. förmlich „von den Stühlen“ riss.

Theodor Auer

pdfZeitungsbericht zum traditionellen Neujahrskonzert