„Antwort auf Luther“

Oberalteich: Abwehr gegen Luther durchgesetzt

Professor Alois SchmidProfessor Alois Schmid erläuterte die wittelsbachische Antwort auf Martin Luther. (Foto: erö)

Auch der Förderverein für Kultur und Forschung Bogen-Oberalteich beschäftigte sich im Jubiläumsjahr „500 Jahre Reformation“ mit dem Reformator Martin Luther und hatte mit Professor Alois Schmid, ehemaliger Direktor der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, einen kompetenten Gastreferenten für das Kulturforum Oberalteich gefunden. Hans Neueder aus der Vorstandschaft des Fördervereins führte kurz in das Thema ein: „Die wittelsbachische Antwort auf Martin Luther: Bayern wird ein katholischer Konfessionsstaat.“

Der Reformator Martin Luther habe in Kultur und öffentlichem Leben in weiten Teilen der Welt die Weichen für Neues gestellt und die gesamte Neuzeit geprägt. „Luther war ein Rebell in einer Zeit des Umbruchs und hat den Menschen neue Bahnen gewiesen.“ Aber im katholischen Herzogtum Bayern (Altbayern, ohne Franken und Schwaben) sei die Abwehr gegen Luther durchgesetzt worden. Die Grundlagen seien zwischen 1517 von Herzog Wilhelm IV. und seinem Bruder Ludwig X. gelegt und unter Herzog Max I. 1651 abgeschlossen worden. Zwar habe sich die Lehre Luthers auch in Altbayern, besonders unter Studenten, Handwerkern und Soldaten, ausgebreitet, bei der Obrigkeit habe man sich jedoch eindeutig für die Verbindung zur römisch-katholischen Kirche entschieden. Trotzdem habe es protestantische Enklaven wie Ortenburg gegeben.

Schmid schlug einen Bogen von Herzog Albrecht V. über die Zeit Herzog Wilhelms V. und die Rolle der Jesuiten mit Petrus Canisius hin zu Kurfürst Maximilian I., der unter anderem ein kirchliches „Policeyregiment“ einführte, die Mariensäule auf dem Marienplatz in München errichtete, einen eigenen Codex, Rosenkranzmandate und Beichtzettel einführte. Die Wittelsbacher seien Garanten für den Katholizismus geworden und machten im „Marienland Bayern“ die Religion im Alltag erlebbar mit Wallfahrten, Passionsspielen und Prozessionen. Sie drückten dem Land den Stempel eines „heiligen Landes“ auf, trotz eines Kryptoprotestantismus im Umfeld großer Städte wie Regensburg und Straubing. „Ein Zeitalter des Protestantismus hat es in Bayern nie gegeben.“ Als Geschichtswissenschaftler sei es sein Ziel, im Sinne der Ökumene Gräben zuzuschütten und Platz für ein Miteinander zu schaffen. Pluralismus mache seit jeher den Kern bayerischer Lebensart aus. Heute stehe die Büste Martin Luthers auch in der Walhalla.



pdfZeitungsbericht: Antwort auf Luther